Deutsche in Aserbaidschan

Kaukasiendeutsche waren deutschstämmige Einwohner des Russischen Reiches und der Sowjetunion, die in den Gebieten des Kaukasus siedelten. Sie kamen meist in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ins Land. Es gab deutsche Kolonien im Nordkaukasus, Georgien, Aserbaidschan, und Armenien.

Siedler in Aserbaidschan

Die erste deutsche Kolonie in Aserbaidschan war 1818 Alt Katharinenfeld (wurde 1819 wieder aufgegeben), eine weitere kurz darauf auf der anderen Seite des Flusses Schamchor in Annenfeld. Helenendorf, das heutige Chanlar, wurde 1819 von 194 schwäbischen Familien gegründet. Sie kamen über den Nordkaukasus und Tiflis nach Aserbaidschan. Helenendorf wurde zur größten deutschen Siedlung in Aserbaidschan. 1857 wurde dort die erste evangelisch-lutherische Kirche im Land errichtet.

Zwischen 1888 und 1914 entstanden sechs weitere deutsche Gemeinden: Georgsfeld (1888), Alexejewka (1902), Grünfeld sowie Eichenfeld (1906), Traubenfeld (1912) und Jelisawetinka (1914). In den 1920er Jahren kamen die deutschen Dörfer Marxowka und Kirowka hinzu. Ihre Gründer stammten aus den Ursprungsgemeinden um Helenendorf und Annenfeld.

Der deutsche Konsul in Konstantinopel schätzte die Anzahl der in Aserbaidschan lebenden deutschen Kolonisten 1918 auf rund 6.000 Menschen. Sie machten die fruchtbare Vorgebirgssteppe urbar. Ab 1860 konzentrierten sie sich auf den Weinbau. Ende des 19. Jahrhunderts wurde 58% des Weins im Gouvernement Elisabethpol von den Gebr. Vohrer und den Gebr. Hummel aus Helenendorf hergestellt.

Umbrüche und Verfolgungen

Nach der Bildung unabhängiger Republiken im Südkaukasus nach 1917 schlossen sich die deutschen Kolonisten zum Transkaukasischen Deutschen Nationalrat mit Sitz in Tiflis zusammen. Nach der Okkupation Georgiens und Aserbaidschans durch die Sowjetunion 1921 wurde Katharinenfeld in Luxemburg, 1944 in Bolnissi umbenannt. Marienfeld wurde zu Sartischala, Elisabethtal zu Asureti und Helenendorf zu Xanlar. Alexandersdorf wurde von Tiflis eingemeindet.

In den 1930er Jahren waren die deutschen Kolonisten im Kaukasus in besonderem Maße politischen Verfolgungen ausgesetzt. 1935 wurden 600 Deutsche aus Aserbaidschan nach Karelien deportiert. Im georgischen Luxemburg wurden 352 Einwohner verhaftet, verschleppt oder ermordet.

1941 lebten in Georgien über 24.000 deutsche Kolonisten, in Aserbaidschan mehr als 23.000. Im gleichen Jahr siedelte Stalin alle Kaukasiendeutschen, die nicht mit Einheimischen verheiratet waren, innerhalb weniger Monate nach Kasachstan und Sibirien um. Grundlage war ein Befehl zur “Umsiedlung der Wolgadeutschen” vom August 1941. Die Häuser der deutschen Siedler wurden an Migranten aus anderen Regionen Transkaukasiens vergeben.