Die aserbaidschanische Sprache, auch vielfach Azeri oder Aserbaidschanisch genannt, ist die Bezeichnung für die überwiegend im Iran, der Türkei und in Aserbaidschan (Amtssprache) gesprochene Sprache. Sie gehört zur Gruppe der Oghusische Sprachen. 1994 wurde die heutige Sprachbezeichnung eingeführt.
Man schätzt die Zahl der Muttersprachler des Aserbaidschanischen auf 23-30 Millionen. Laut CIA Handbook leben etwa 16,33 Millionen im Iran. Diese soll die glaubwürdigste Angabe sein. Andere Quellen geben je nach politischer Sichtweise höhere oder niedrigere Zahlen an. Ethnologue und einige Sprachforscher wie z.B. Ernst Kausen gehen jedoch auch von etwa 23 Millionen Muttersprachlern im Iran aus, wobei es weltweit 40 Millionen Sprecher gibt, wenn man die Zahl der Zweitsprecher hinzurechnet.
In der heutigen Republik Aserbaidschan gaben bei der Volkszählung (Stand: 2007) 8,7 Millionen Menschen Aserbaidschanisch als Muttersprache und rund 27 % der Minderheiten als Zweitsprache an. Rund 2,1 Millionen Aserbaidschaner leben in anderen Staaten auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR.
Geschichte und Alphabete
Das Nordaserbaidschanische bildete einst mit dem im Iran gesprochenen Südaserbaidschanischen die Sprachgruppe des Aserbaidschanischen.
Das Aserbaidschanische gilt als unmittelbarer Erbe des Oghusischen Sprachgruppe. Es ist seit dem 11. Jahrhundert Schriftsprache und wurde mit dem arabischen Alphabet geschrieben.
1828 wurde das aserbaidschanische Sprachgebiet zwischen Russland und Persien geteilt: das nördliche Sprachgebiet, das im wesentlichen die alte persische Provinz Aran umfasste, kam an das russische Zarenreich, während das südliche weiterhin unter persischer Kontrolle blieb.
Aus dem nördlichen Sprachgebiet ging in der Folgezeit das „Nordaserbaidschanische“ – oder besser die als „Neu-Aserbaidschanisch“ bekannte Sprache – hervor, während das südliche Sprachgebiet im Wesentlichen auf dem altertümlichen Lautstand des alten Aserbaidschanischen verblieb. Infolge der Grenzziehung zwischen Russland und dem Osmanischen Reich fiel ein großer Teil des nordaserbaidschanischen Sprachgebietes an die heutige Türkei.
1923 wurde in Baku ein lateinisch-basiertes Alphabet vorgestellt, das so gut entwickelt war, dass es schließlich von allen nichtslawischen Völkern Russlands übernommen wurde: Das die Aserbaidschaner ursprünglich Yeni Yol („neuer Weg“) nannten. 1930 wurde dieses Alphabet verbindlich für Aserbaidschan übernommen, doch musste die Landessprache ab 1940 in einem angepassten kyrillischen Alphabet geschrieben werden.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde durch ein am 25. Dezember 1991 verabschiedetes Gesetz in Aserbaidschan das lateinische Alphabet eingeführt, das um 5 Zusatzzeichen ergänzt wurde.
Am 1. August 2001 wurde durch einen Erlass des Staatspräsidenten Heydar Aliyev allein das lateinische Alphabet für den amtlichen Schriftverkehr verbindlich und die kyrillische Schrift endgültig abgeschafft.
Sprecherzahl und Dialekte
Die gesamte Sprecherzahl beläuft sich auf rund 14 bis 17 Millionen. Ungefähr 20–24% der Bevölkerung geben im Iran als Muttersprache an, und von diesen sind dann auch rund 9,8 Millionen als „aserbaidschanische Minderheit“ von der Regierung anerkannt.
Rund 5.000 Sprecher des Südaserbaidschanischen leben heute in Afghanistan. Die Volksgruppe der irakischen Turkomanen, die nach ihrem Heimatstaat als „Irak-Türken“ bezeichnet und die auf eine Kopfzahl zwischen 900.000 (UNO-Angabe) und 2,5 Millionen (Eigenangabe) geschätzt werden, und die 30.000 „Türken“ in Syrien (1961) gelten im Allgemeinen als Sprecher des Südaserbaidschanischen. Die Diskrepanz zwischen den Angaben im Irak ergeben sich durch die koloniale Erfahrung, also der osmanischen Besatzungszeit, türkisch galt in weiten Teilen des Landes als Umgangssprache, gerade innerhalb des kurdischen Adels und der Stadtbevölkerung, so dass man zwischen der tatsächlichen Anzahl von Turkmenen und türkischsprachigen Menschen unterscheiden muss, insbesondere in Städten wie Kerkuk, Musil oder Arbil, war türkisch Umgangssprache und wurde erst mit der Staatsgründung des Irak, langsam durch Arabisch, später durch Kurdisch verdrängt, so dass die tatsächliche Anzahl türkischsprachiger Menschen die zwei Millionen Marke überschreitet, während die Zahl der Turkmenen als niedriger anzusetzen ist.
Rund 530.000 Sprecher des Aserbaidschanischen leben offiziell in der Türkei, doch dürfte ihre Zahl dort aber wesentlich höher sein. Heute gelten die Bewohner der aus der alten Provinzen Kars entstandenen Provinzen Kars, Igdir und Ardahan als Aserbaidschaners. Insgesamt kann heute von 2 Millionen Sprecher des Aserbaidschanischen in der Türkei ausgegangen werden.
Einige Hundert Südaserbaidschaner leben auch in Jordanien, und werden dort den „Türken“ zugerechnet, während sie sich selbst als „Turkmenen“ bezeichnen.
Das südliche Aserbaidschanische zerfällt noch heute in zahlreiche Dialekte: Aynallu (Inallu, Inanlu), Qarapapak, Tebriz, Afschari (Afschar, Afsar), Schahsavani (Schahseven), Moqaddam, Baharlu (Gamesch), Nafar, Garagozlu, Pichagchi, Bayat und Gadshar.
Als eigenständige aserbaidschanische Dialekte gelten auch die Sprachen der Teimurtaş, das auch als „Teimuri“, „Timuri“ oder „Taimouri“ bekannt ist, in Mazandaran. Dieser entstammt usbekisch-turkmenischer Wurzel, und die rund 7.000 Sprecher führen sich auf den Mongolenherrscher Timur zurück.
Die Volksgruppe der Seldshuk (Provinz Kerman) gelten als Nachfahren der Seldschuken, während die Herkunft der Gaschgay noch nicht ganz geklärt ist. Doch gilt als gesichert, daß ihre Vorfahren überwiegend oghusischer Herkunft waren.